Am 07.03.2025 haben wir, die 11.-Klässler des Wolgaster Runge-Gymnasiums, das Klassenzimmerstück zu Stefan Zweigs „Schachnovelle“ gesehen. Es wurde von der Choreografin Ellen Henning und dem Schauspieler Maximilian Sterba aufgeführt, die beide unter anderem für die Vorpommersche Landesbühne tätig sind.

Das Stück thematisierte die Isolationshaft eines Gefangenen während der NS-Zeit. Die „Schachnovelle“ ist Stefan Zweigs letzte und bekannteste Erzählung, in der er die psychischen Folgen der totalen Isolation und die Bedeutung von geistiger Beschäftigung eindrucksvoll schildert. Im Mittelpunkt steht Dr. B., der während der Gefangenschaft nur durch ein gestohlenes Schachbuch dem Wahnsinn entkommt – und dabei zunehmend zwischen Genie und Wahnsinn schwankt.

Isolation mit WartezeitWährend der Schauspieler die Gedanken und Gefühle der isolierten Person wiedergab, führte die Choreografin einen Ausdruckstanz passend zu dem Gesprochenen auf. Diese Verbindung aus Schauspiel und Tanz machte die innere Zerrissenheit und die wachsende Verzweiflung besonders deutlich. Die Leistung der beiden Kunstschaffenden war sehr beeindruckend; sie brachten eindrucksvoll rüber, wie sich die Person in der Isolationshaft gefühlt hat. Es wurde sehr gut dargestellt, wie die Figur durch die völlige Isolation immer mehr den Bezug zur Realität verliert.

Besonders spannend fand ich die Interaktion mit dem Publikum, also mit uns. Dadurch blieb man die ganze Zeit aufmerksam und hatte das Gefühl, Teil des Geschehens zu sein. Das Stück wurde als sogenanntes „Klassenzimmerstück“ aufgeführt – das bedeutet, dass das Theater direkt ins Klassenzimmer kommt und so eine ganz besondere, intime Atmosphäre entsteht. Gerade bei einer szenischen Lesung wie dieser, bei der Text und Darstellung eng miteinander verbunden sind, kann man die Gefühle und Stimmungen hautnah miterleben.

Auch die Darstellung des „Schachwahns“ war sehr kreativ gelöst: Mit Hilfe von kleinen Papierschnipseln wurde ein improvisiertes Schachbrett samt Figuren dargestellt. Die Mittel zur Darstellung waren insgesamt sehr einfach gehalten, aber dennoch gut gewählt und wirkungsvoll. Sie haben die Gefühle und die beklemmende Stimmung in der Isolationshaft sehr passend vermittelt.

Ich finde, es war eine gelungene Aufführung, die uns nicht nur die „Schachnovelle“ nähergebracht hat, sondern auch gezeigt hat, wie spannend und intensiv Literatur im Theater sein kann. Ich kann das Stück besonders für Literatur- oder Zweig-Interessierte sehr empfehlen!