Ungetane Taten( Daniela Diminenko)
Ich tue nichts. Ich atme. Ich stehe. Doch ich tue nicht. Ich tue nichts, was getan werden müsste, damit Taten entstehen. Taten, von denen man noch in Jahren spricht, erpicht in Büchern zu stehen. Ich geh die Straße entlang, ein Blick in den Himmel, seh die Wolken und höre die Stille. Ich sitze. Ich denke. Ich träume und will von `nem Hochhaus springen, die Welt erkunden, Momente erschaffen von denen ich nie glaubte, dass sie existieren. Doch ich tue nichts von alledem. Was ich tue ist irrelevant, unbedeutend, unwichtig und einfach … ungetan. Ich steig über Steine, seh dem Horizont entgegen, geh rückwärts vorwärts durch den Regen. Ich tu dies, ich tu das und wenn ich dann was davon täte, was ich wollte, dann würde ich sehen, es waren nur leere Sätze. Hüllen der gleichen unbedeutenden Phrasen. Wörter, die nicht gesagt wurden. Wörter, die nicht geschrieben wurden. Wörter, die Ungetane Taten ausdrücken und doch nichts tun .Wörter, die so passend sind, dass sie niemand versteht. Und Wörter ,die einfach tun was sie tun sollen. Nichts. Ich würde gern den Hunger bekämpfen, den Weltfrieden schaffen, den Amazonas retten und vielen anderen Menschen helfen. Ihnen die Chance geben zu tun, was immer sie wollen. Zu tun, was immer ich wollte. Zu tun, was immer ich tat und zu tun, was sie bereit sind zu tun. Ich geh den Berg hinauf, rolle ihn runter, spür das Kribbeln im Bauch, die Welt wird bunter. Irgendwann werd ich mir wünschen, getan zu haben, was immer ich tun wollte und denken: hätt ich das mal getan. Doch jetzt denke ich: Taten, die nie zu solchen werden, die tun nicht weh. Taten, die nie zu solchen werden, sind vergessen bevor ich geh. Ich steh am höchsten Punkt, spür den Wind, hebe die Arme und fühle wie ein unschuldiges Kind. Doch alles sind … nur leere Worte. Hüllen der gleichen unbedeutenden Phrasen. Wörter, die nicht gesagt wurden. Wörter, die nicht geschrieben wurden. Wörter, die Ungetane taten ausdrücken und doch nichts tun. Wörter, die so passend sind, dass sie niemand versteht. Und Wörter, die einfach tun, was sie tun sollen. Nichts. Ungetan und doch schon versagt. Ohne den Versuch etwas getan zu haben. Ich blicke hinaus, bin frei, lass mich fallen und schrei. Denn, wenn ich einmal gehe, bleiben nur noch die Taten, die ich tat, und nicht die, welche verweilten in meinem Kopf.
Denn alles, was ich tat, war zu denken, was ich tun sollte, statt zu tun, was ich denke.